Der Ursprung der Versicherung liegt im Bedürfnis des Menschen, sich gegen Gefahren des täglichen Lebens abzusichern. Innerhalb der Familie war dies oft nicht ausreichend möglich. So entwickelten sich Interessengemeinschaften aus Nachbarn oder Gleichgesinnten, die sich bei bestimmten Schäden gegenseitig unterstützten.

Kaufleute haben seit jeher ein natürliches Interesse, sich zu versichern. Bereits im 2. Jahrtausend vor Christus haben babylonische Karawanenführer die Aufteilung von Schäden vereinbart, die während der Reise entstehen konnten.

Im Mittelalter entwickelte sich das heute übliche System auf kaufmännischer Grundlage, also der Gefahrübernahme gegen Geld. Die Ursprünge lagen in der Versicherung von Schiffen und deren Waren, der so genannten Seeversicherung. Eine im Staatsarchiv von Genua aufbewahrte Urkunde aus dem Jahre 1347 gilt als ältester bekannter Seeversicherungsvertrag.

In mittelalterlichen Städten war die Gefahr von Bränden besonders groß. Aus den Gilden von Handwerkern und Kaufleuten entstanden die Brandgilden, um sich gegenseitig bei Schäden durch Brände zu unterstützen. Im Jahr 1537 wurde die erste neuzeitliche Brandgilde in Süderau errichtet.

Durch Einführung der Manufakturen im 17. Jahrhundert und dem Übergang zum Fabriksystem im 18. Jahrhundert entstanden für die einzelnen Unternehmer neue Risiken. Ursache war der Einsatz teurer Maschinen, die zunehmende räumliche Konzentration von Werten und die Ausdehnung des Handels. Den stark veränderten Bedürfnissen nach finanzieller Risikoabsicherung waren die regional tätigen Brandkassen nicht mehr gewachsen.

Die englischen Feuerversicherer erkannten die Entwicklung und erweiterten ihren Geschäftsbetrieb auf das europäische Festland. Die Phoenix Assurance Company eröffnete 1786 ihre erste Filiale in Hamburg und betrieb Gebäude- und Mobiliarversicherung. Die Kalkulation orientierte sich an geschäftlichen Erfahrungen, Einschätzung des Risikos und Differenzierung nach Gefahrengrad. Diese zeitgemäße Versicherungstechnik entsprach den Anforderungen der Industrialisierung in Deutschland.

Die Londoner Phoenix Assurance Company hatte zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Monopolstellung auf dem deutschen Markt der Feuerversicherungen erreicht. Unzureichende Entschädigungen im Schadenfall und überhöhte Beiträge waren die Folge dieser beherrschenden Marktposition.

Ernst Wilhelm Arnoldi, ein angesehener Gothaer Kaufmann, hatte seine drei Unternehmen bei der Phoenix Assurance Company versichert und kannte die Probleme. Deshalb veröffentlichte er im Januar 1817 einen Aufsatz über “Die Idee einer eigenen deutschen Feuerversicherung”. Durch das große Interesse entstanden konkrete Vorschläge zur Gründung einer “Feuerversicherungsbank für den deutschen Handelsstand”.

Innerhalb kürzester Zeit beteiligten sich 118 Kaufleute und Firmen an dem Unternehmen. Der Vorstand der Versicherungsbank konnte am 2. Juli 1820 zur konstituierenden Sitzung zusammentreten und Ernst Wilhelm Arnoldi wurde zum Direktor gewählt. Bereits nach einem Jahr hatte die Londoner Phoenix-Versicherung ihre Monopolstellung auf dem deutschen Markt verloren.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich die Zahl der Versicherungsgesellschaften stark erhöht. Es kam zu einem hemmungsloser Verdrängungswettbewerb zwischen den ausländischen und den vielen einheimischen Versicherungsgesellschaften.

Der Existenzkampf hing im Wesentlichen vom Können, Wissen und Geschick der Entscheidungsträger in den einzelnen Unternehmen ab. Die bedarfsgerechte Entwicklung neuer Produkte und die konsequente Nutzung neuer Marktchancen waren von großer Bedeutung. Viele Versicherungsgesellschaften waren als Spezialversicherer (Sach-, Lebens-, Transportversicherung) gegründet worden. Ende des 19. Jahrhunderts setzte die Tendenz zur Erweiterung ihres Leistungsspektrums durch die Aufnahme neuer Versicherungszweige ein.

Die nächste Entwicklungsphase war die Zusammenfassung unterschiedlicher Versicherungsbereiche zur so genannten Kompositversicherung. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden auch Lebens- und Krankenversicherung in Versicherungskonzerne intergriert.

Bis heute betreiben viele Versicherungskonzerne alle Bereiche (Sparten) der Versicherungswirtschaft. Es ist allerdings anzunehmen, dass einige Unternehmen aus Kostengründen einzelne Sparten auslagern werden und es zu weiteren Fusionen von Unternehmen kommen wird.

Quelle: Museum der deutschen Versicherungswirtschaft
www.versicherungs-geschichte.de